Es sind auch nicht die Gebildetsten davor gefeit, das Bairische falsch zu verstehen. Erst neuerdings lasen wir in einer Qualitätszeitung folgenden haarsträubenden Satz: „Die Wiesn sind was Feines!“ Und selbst – oder erst recht – Germanisten wissen oft nicht, dass „die Mass“ erstens nicht „das Maß“ heißt und zweitens mit kurzem A wie in „Massen“ ausgesprochen wird…
Genau solche peinlichen Patzer gilt es aber zu vermeiden, wenn man auf dem Oktoberfest im Biergarten oder in der Festhalle schon in Lederhose oder Dirndl hockt. Zwar braucht ihr euch nicht zu schämen, wenn euer Wiesn-Slang noch nicht zu 100 Prozent waschecht klingt, aber ein Mindestmaß an Sprüchen und grammatischen Kniffen sollte man schon drauf haben.
Ein guter Start? Unser Wiesn-Glossar von A wie „a“ bis Z wie "zuzln" - pünktlich zum Anstich hier zu lesen!
a Wer im Englisch-Unterricht aufgepasst hat, ist hier im Vorteil: „ein“ oder „eine" auf Bayerisch heißt „a“. A Brezn, a halbes Hendl, a Mass bittschee!“
amoi „einmal“ (siehe oben).
Bieseln Das, was man nach einigen Maß immer so relativ dringend machen muss…
Brezn D’Brezn heißt „die Brezel“ und ist exemplarisch für den kniffligen bayerischen weiblichen Singular, der oft auf N endet und sich wie die Mehrzahl anhört. Eine Brezn, zwei Brezn, also. Eine Breze? Gib’s net.
fesch „Mei, fesch schaust aus, Madl!“ Besser als schick.
guad Ganz einfach: Gut. Ihr werdet's in der gebeugten Form von euren bairischen Sitznachbarn kurz vor dem beherzten Reinbeißen in einen Schmankerl hören: "A Guadn!"
Haxn Berliner und Rheinländer nennen es eher Eisbein; Kölner sagen sogar Hämmchen dazu. In Bayern heißt diess Beinstück vom Schwein oder Kalb (in der Hochgastronomie auch mal vom Lamm) Haxe. Und weil das E bei weiblichen Nomen ja eher zum N wird (siehe Brezn), spricht man von einer Haxn. A Guadn!
Hendl Hähnchen? Gibt’s beim Dönermann. Im Zelt heißt es Hendl.
Heuer Ein nützlich-kompaktes Wort für „dieses Jahr“. Kommt vor allem in Vergleichen zum letzten Oktoberfest vor: „D’Maß is heuer wieder teurer gwordn, gell?“
Mass Wer bei der Mass das Maß verliert, kann irgendwann nicht mehr die Mass von dem Maß unterscheiden. Bekommen tut man eine aber eh erst dann, wenn man korrekt bittet: „A Mass, bittschee!“
mei! Der fast unübersetzbarer Satzanfang für alles von "Nein! Nie im Leben!" bis hin zu "Alle Achtung, mein Bester!"
Minga Seid's aus Minga? Na? Dann konntets ja ned Bscheid wissen: So heißt München in München (und, wenn d'Leit schnell sprechen, auch Mittwoch...)
Renke Die Renke wird bei Fischer Vroni als bayerischte aller Fischspeisen beworben und - in der Tat - es handelt sich um eine Art, die in tiefen, sauerstoffarmen Bergseen gedeiht. Im restlichen deutschen Sprachraum heißt sie allerdings Maräne.
resch Kein anderes Wort kann so schön die Beschaffenheit der Bierkruste an der Haxn - oder eben an einer Renke (siehe oben) - beschreiben. Kross? Knusprig? Knackig? Alles schlabberig!
sapralott! Ein oft humoristischer oder ironischer Ausruf für "Darf nich wahr sein!"
Schmankerl Brezn, Haxn, Renke und Schmarrn gehören alle dazu: Was leckeres! Nicht mit einem Schmatzerl - einem feuchten Kuss - zu verwechseln...
Schmarrn 1) Kaiserschmarrn. 2) Quatsch, Unsinn. „So a Schmarrn!“
Wiesn Die Wiesn ist die einzig richtige Bezeichnung für das sich auf der Theresienwiese abspielende Oktoberfest. Sie ist nur im Singular und nur ohne Deppen-Apostroph sowie zweites E zu schreiben.
„Die Wiese’n sind wunderbar!“ <- So a Schmarrn! Verschwinds i da Hofbräuzelt, Touri!
„Die Wiesn ist heuer großartig!“ <- Ja, gell? Wollen wir noch amoi a Maß bestelle?
zuzln Die einzig akzeptable Art, eine Weißwurst zu sich zu nehmen.