Kaum ein Kleidungsstück sagt „Ur-Münchner“ wie der gute alte Trachtenjanker. Wenn die Lederhose doch für das Land Bayern steht und das Karohemd für seine Bauern, ist der Janker der Münchner Klassiker schlechthin: beständig bayerisch und traditionell, dabei aber schick und weltläufig. Dem Janker ist immer eine Doppelrolle zugefallen: Er soll – wie alles aus der Tracht – aus leicht zugänglichen Naturstoffen eine Hülle machen, die vor Wind und Wetter schützt. Dabei soll er aber mehr als fast alle anderen Elemente in der traditionellen bayerischen Kleidung dafür sorgen, das Niveau anzuheben.
Ein Janker soll dafür sorgen, dass der Träger nicht nur für alle Eventualitäten gut gerüstet ist und entsprechend rüstig aussieht, sondern auch in der Großstadt präsentabel sein oder auf dem Land repräsentativ auftreten kann. Daher kommt der Sakko-ähnliche, strukturierende Schnitt. Deshalb gibt es neben Hirschhorn- auch gerne mal Goldknöpfe. Deswegen sieht man bayerische Politiker des Öfteren im Lodenjanker: Er hält einem maßgeschneiderten Hemd und einer Krawatte aus Seide durchaus stand und bejaht dabei die bäuerlich-bajuwarische Tradition.
Wohl wegen dieser Brückenfunktion, wegen dieser vielseitigen Einsetzbarkeit, ist der Janker in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Denn ein Trend der letzten Zeit besteht darin, von formal strikt vorgegebenen Trachten-Outfits abzusehen und stattdessen trachtige Elemente in die Alltagsgarderobe einzuführen. Hier macht sich der Janker als Begleiter zu Jeans-, Cord- sowie Anzugshose, als passendes Oberteil zu Shirt, Pullover sowie Hemd beliebt.
Und wohl daher sehen wir nun eine regelrechte Explosion in der Interpretation des Trachtenjankers. Neben den klassischen Modellen – also, aus Walkstoff, in Grau oder Braun, mit grünen Abschlüssen am Kragen und an den Taschen – kommen jetzt andere Varianten des Jankers gefühlt im Wochentakt auf den Markt.
Da gibt es die Janker, die eher Richtung Mantel tendieren: Der Umriss und der Schnitt sind traditionell – kurze Hüftenlänge, breite Schulter – aber der Stoff oft komplett neu. Modelle in Leder oder Vintage-Look-Kunstleder holen den Janker in den Alltag, ohne ihn dabei zu entwerten. Rüstiger geht es aber mit einigen Modellen zu, die Loden und Leder vermischen und dabei bekannte Looks aus der jungen Mode einführen: Mit Ärmeln in einem anderen Stoff und interessanten Applikationen sehen einige Janker wie trendige Bomberjacken aus.
Das tun auch manche, die noch ganz auf gewalkter Wolle setzen. Ihre Ecken und Kanten sind abgerundet, die Struktur ist weicher und der Stil jugendlicher: Auch hier reichern Applikationen den Look an und neue Farben finden ihren Weg in den Janker, vor allem Blau. Dasselbe gilt für die bereits in der Sommersaison beliebt gewordenen Leinenjacken im Janker-Look: Grau und allen voran Blau machen bei diesen leichteren, informellen, aber durchaus seriösen Trachtenjacken das Rennen.
Auch formellere Janker kommen neuerdings in Blau daher – sowie anderen Farben wie Taupe oder hellen Brauntönen. Am anderen Ende der Skala setzen nämlich solche an, die noch schicker, noch formeller aussehen können, als die traditionellen. Hier greifen Marken wie Orbis auf Polyester-Polyamid-Elastan-Gemische zurück, die eine hochwertig glänzende Velours-Optik mitbringen und durchaus business- oder abendtauglich sind.
Die Botschaft ist in der Wintersaison 2017 klar: Warum noch einen Ledermantel oder eine Bomberjacke oder auch nur eine Funktionsjacke kaufen, wenn der schnittige Janker jetzt alle Segmente abdeckt – und dabei so unnachahmlich bayerisch aussieht?