Die Trachtenlederhose gehört beim Besuch des Münchner Oktoberfests zum Standard-Outfit für Männer. Doch nicht nur auf der Wiesn macht die Lederhose eine gute Figur. Sie ist auch bei vielen anderen Anlässen ein beliebtes Kleidungsstück. Bei Hochzeiten auf dem Land, im Biergarten oder auch in der Freizeit kann sich die Lederhose
sehen lassen. Zur Wahl stehen verschiedene Schnitte und Ausführungen: Kurze Hose, Kniebundhose oder lange Hose, zünftig und rustikal oder eher edel. Sie haben die Wahl! Unser Lederhosen Ratgeber informiert Sie ausführlich über Lederarten und Details bei der Verarbeitung, Passform und Pflege.
Leder ist ein Naturmaterial, das sich beim Tragen weitet. Deshalb ist es wichtig, dass Sie nicht nur die passende Konfektionsgröße wählen. Die Hose soll bei der ersten Anprobe eng sitzen. Das Tragegefühl darf fast ein wenig unbequem sein. Nehmen Sie sich Zeit zum Anprobieren. Beim Hinsetzen und Bücken spüren Sie genau, wie das Leder nachgibt.
Die Hose passt sich dem Körper an, nach längerem Eintragen ist die perfekte Passform erreicht. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich fachkundig beraten. Entscheidend ist auch die Qualität des Leders. Bei minderwertigem, hartem Leder ist die Passform nicht gewährleistet. Hochwertiges Leder ist dagegen ein Garant für einen guten Sitz.
Beim Zwickel handelt es sich um einen keilförmigen Einsatz aus Leder, manchmal auch aus Stoff. Der Zwickel wird am rückwärtigen Teil der Lederhose in Bundhöhe eingesetzt. Der Sinn eines Zwickels besteht darin, dass sich damit die Bundweite anpassen lässt.
Die Hose kann also damit weiter oder enger gemacht werden und so an den Bauchumfang angeglichen werden.
Stickereien haben ihren Ursprung in der traditionellen Trachtenmode. Lederhosen für den Alltag waren mit wenig oder gar keiner Stickerei ausgestattet. Hosen für besondere Gelegenheiten wurden dagegen üppig bestickt, vorwiegend an den Taschen, am Hosenlatz und an den Hosenträgern. Heute ist Stick ein modisches Detail. Farblich hebt sich die Stickerei deutlich von der Lederfarbe ab.
Man unterscheidet Flachstick und plastische Stickerei. Die flache Stickerei wird maschinell hergestellt, dabei wird das Leder komplett durchgestochen. Die plastische Stickerei ist reine Handarbeit. Nur der obere Teil des Leders wird angestochen, so entsteht bei der Stickerei eine erhabene, dreidimensionale Wirkung.
Die Säcklernaht ist eine besondere Nahtform, die bei handgearbeiteten Lederhosen verwendet wird. Man näht dabei die Lederkanten nach außen sichtbar zusammen. Zwischen zwei Lederteilen liegt ein zusätzliches Futterleder. Dieses Leder ist heller, die Säcklernaht trägt deshalb auch den Namen "gelbe Naht". Die Naht wird doppelt genäht.
Anschließend schneidet man die Nahtzugaben, im Schritt wird die Naht zusätzlich mit sogenannten Rückstichen gesichert. Die Säcklernaht ist ein Qualitätsmerkmal bei sehr hochwertigen und aufwendig verarbeiteten Lederhosen.
Bei hochwertigen Lederhosen ist viel Handarbeit in der Verarbeitung notwendig. Dementsprechend wird auch hochwertiges Leder verwendet, damit sich die aufwendige Fertigung lohnt und die Hose eine lange Lebensdauer besitzt. Bei sehr guten Lederhosen werden besonders stark beanspruchte Stellen innen mit Nappaleder ausgelegt. Sie sehen den Unterschied, vor allem aber spüren Sie ihn.
Hosen aus einem ausgezeichneten Leder tragen sich wesentlich angenehmer. Das Material ist atmungsaktiv und besonders weich. Eine Hirschlederhose schmiegt sich an den Körper an, während eine Hose aus Rinderspaltleder starr und hart ist.
Lederhosen bestehen praktisch immer aus Rauleder. Das ist eine Bezeichnung für alle Leder, die sich samtig anfühlen und eine aufgeraute Oberfläche haben. Rauleder wird in Nubukleder und Veloursleder unterteilt. Bei Wildleder handelt es sich um Leder von frei lebenden Tieren. Die Qualität einer Lederhose zeigt sich in erster Linie beim verwendeten Leder. Der Unterschied liegt auf der Hand: Hochwertiges Leder fühlt sich weich und angenehm an, es ist strapazierfähig und
belastbar. Hirschleder gilt als die Nummer eins bei den hochwertigen Lederarten. Ebenfalls gut sind Rehleder und Gamsleder. Das Wildbockleder stammt von der Ziege, dabei handelt es sich um eine gute Mittelklasse. Günstige Lederarten sind Schweinsleder (Porcleder) und Rinderspaltleder. Nappaleder ist ein glattes Leder, das vom Schaf oder vom Kalb stammt. Es wird als Futtermaterial für Lederhosen verwendet.
Bei der kurzen Lederhose reicht die Beinlänge mindestens bis zum halben Oberschenkel, maximal bis zum Knie. Sie ist meistens mit Hosenträgern, optional mit oder ohne Latz ausgestattet. Tragbar ist die kurze Lederhose grundsätzlich für jeden Figurtyp. Allerdings sollten Herren mit etwas mehr Bauchumfang zu einem Modell mit Hosenträgern greifen.
Viel wichtiger als die Figur ist aber der Anlass. Eine kurze Lederhose ist für zwanglose Gelegenheiten perfekt geeignet, außerdem ist sie eine beliebte Variante für Aktivitäten und Freizeitspaß im Sommer. Dazu passt ein Trachtenhemd mit kurzen Ärmeln. Sie können auch ein Shirt mit trachtigen Details dazu tragen. Wadlstrümpfe, die auch nach unten geschoppt sein dürfen, und Haferlschuhe ergänzen die kurze Lederhose.
Die Kniebundhose finden Sie auch unter der Bezeichnung Knickerbocker. Die Beinlänge endet knapp unter dem Knie. An dieser Stelle werden die Hosenbeine geschnürt, sodass sich ein perfekter Sitz ergibt. Kniebundhosen gibt es mit und ohne Hosenträger. Die Variante ohne Träger ist für Herren mit einer schlanken Figur geeignet, ein Gürtel kann zusätzlich für den richtigen Halt sorgen.
Herren mit dem liebenswerten Plus an Figur entscheiden sich besser für eine Kniebundhose mit Hosenträgern. Knickerbocker haben eine rustikale Optik, sie sind also ideal für die Wiesn oder andere volkstümliche Events. Kombinieren Sie die Hose mit einem feschen Trachtenhemd und tragen Sie gestrickte Strümpfe dazu. Die Strümpfe reichen bis übers Knie und werden umgeschlagen, die Schnürung sorgt für die richtige Passform. Möglich sind auch kürzere Strümpfe, die nach unten rutschen dürfen. Wie bei allen Lederhosen sind Haferlschuhe oder derbe Boots die richtigen Begleiter.
Die lange Lederhose reicht bis zum Knöchel. Sie ist meist ohne Hosenträger gearbeitet. Für den guten Halt kann sie mit einem Gürtel getragen werden. Optisch unterscheidet man zünftige Modelle mit Hosenlatz und üppigen Stickereien sowie eher schlichte Lederhosen, die einen eleganteren Eindruck hinterlassen.
Eine lange Lederhose eignet sich für jeden Figurtyp. Bei kühlem Wetter ist sie in jedem Fall die richtige Wahl. Dazu passen Trachtenhemden mit langen Ärmeln. Der typische Trachtenjanker aus Loden, Wollfilz oder Strick ist ein perfekter Begleiter. Strümpfe und Schuhe sollten ebenfalls zum rustikalen Charakter passen.
Die Patina spielt für die authentische Optik einer Lederhose eine wichtige Rolle. Patina bedeutet, dass ein Material im Lauf der Jahre Spuren bekommt. Bei der Lederhose zeigt sich die Patina an allen Stellen, an denen das Leder mit Hautfett in Berührung kommt. Die Lederhose sieht speckig aus, das gilt als charakteristisches Merkmal und nicht als Abnutzung. Typische Stellen befinden sich am Gesäß, an den Oberschenkeln und Tascheneingriffen sowie an den Lederkanten. Sie erreichen die Patina mit jahrelangem Tragen - oder Sie entscheiden sich gleich für eine Trachtenlederhose, die bereits mit einem großen manuellen Aufwand auf "gebraucht" getrimmt wurde.
Die Patina steht gewissermaßen für die Geschichte der Lederhose. Traditionell war die Lederhose eine Arbeits- und Alltagshose. Gebrauchsspuren waren also völlig normal. Erst wenn die Hose gut eingetragen ist, gilt sie als authentisch. Die Bearbeitung neuer Stoffe ist nicht nur bei Trachtenhosen üblich, sondern beispielsweise auch bei Jeans. Während jedoch bei Jeans viel Chemie und maschinelle Bearbeitung zum Einsatz kommt, wird bei der Lederhose die antike Optik händisch erzeugt. Das Ziel ist eine Hose mit speckigen, glänzenden Stellen, die für eine lange Tragezeit sprechen - und die Hose wird damit zu einem unverwechselbaren Unikat. Der Used-Look zeichnet eine gute Trachtenhose aus!
Hosenträger aus Leder oder Leinen sind in zweifacher Hinsicht interessant. Zunächst dienen sie als "haltender" Bestandteil. Hosenträger sind entweder fest am Hosenbund angenäht oder werden separat mit Knöpfen befestigt. Außerdem geben Hosenträger bei der klassischen Tracht Hinweise auf die Herkunftsregion oder die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Trachtenverein.
So haben Hosenträger - mit und ohne Quersteg beziehungsweise Latz - teilweise eine lange Geschichte. Bei der traditionellen Trachtenkleidung, aber auch in der konventionellen Herrenbekleidung sind Hosenträger seit Ende des 18. Jahrhunderts üblich.
Während in der normalen Alltagskleidung heute nur noch selten Hosenträger zu finden sind, stellen die feschen Träger bei Lederhosen eine wichtige Schmuckfunktion dar. Das zeigt sich auch in den teils üppigen Stickereien, mit denen Hosenträger verziert sind. Beide Träger werden häufig mit einem Quersteg auf Brusthöhe verbunden.
Sehr attraktiv sind auch Hosenträger mit einem integrierten Hosenlatz. Für Stickereien bietet der Latz reichlich Fläche. Beliebte Motive sind zum Beispiel Ornamente, Blätter und Eichenlaub, aber auch Motive aus den Alpenregionen sind typisch. Das Edelweiß ist zum Beispiel bei einer Trachtenhose im Allgäuer Stil ein beliebtes Stickereimotiv.
Mit der richtigen Lederhosen Pflege bleibt die Hose ein Leben lang schön! Waschen ist nur selten notwendig, viel wichtiger ist der sorgsame Umgang. Je hochwertiger das Leder, umso wichtiger ist eine achtsame Behandlung. Verwenden Sie vor dem ersten Tragen ein Imprägnierspray für Leder, damit erzielen Sie einen guten Schutz gegen Nässe und Verschmutzungen. Gerüche entfernen Sie mit regelmäßigem Lüften, allerdings bitte nicht in einer feuchten Umgebung. Sollte die Hose nass geworden sein, trocknen Sie sie im liegenden Zustand, nicht in Heizungsnähe und nicht im direkten Sonnenlicht.
Wenn Sie die Lederhose reinigen möchten, haben Sie mehrere Möglichkeiten. Fette ziehen in das Leder ein, hier ist außer bei sehr hellem Leder keine Behandlung notwendig. Kleinere Flecken lassen sich gut entfernen, wenn Sie das Leder mit Leder abreiben. Dafür gibt es spezielle Ledertücher und Bürsten mit Gummiborsten. Ein umfassende Reinigung können Sie in einem Fachbetrieb für Lederreinigung durchführen lassen. Wichtig ist auch die geeignete Aufbewahrung der Lederhose. Hängen Sie die Hose nicht auf, sondern lagern Sie sie im liegenden Zustand. Damit verteilen sich die natürlichen Lederfette gut im Material. Sie vermeiden so, dass das Leder hart, steif und brüchig wird. Außerdem bleibt die Passform besser erhalten. Kneten Sie die Hose nach dem Lagern sanft bis kräftig durch. Die Faserstruktur des Leders wird dadurch aufgelockert, das Material wird wieder weich und geschmeidig.
Sie können die Lederhose waschen - allerdings sind bestimmte Vorgehensweisen wichtig. Traditionell wird eine Lederhose eigentlich nicht gewaschen, aber bei einigen Verschmutzungen ist es eben doch notwendig. Erfahrene Lederhosenträger raten zur Handwäsche mit kaltem Regenwasser und Schmierseife.
Doch es geht auch komfortabler! Verwenden Sie ein geeignetes Waschkonzentrat das speziell für Glatt- und Rauleder hergestellt ist. Mit einem praktischen Pflegeset, bestehend aus Waschmittel und Fixiermittel, sind Sie auf der sicheren Seite. Das Waschkonzentrat können Sie in der Waschmaschine und für die Handwäsche verwenden. Achten Sie auf niedrige Temperaturen und schleudern Sie die Hose nicht. Besser ist vorsichtiges Ausdrücken in einem großen Handtuch. Die Hose muss liegend trocknen, keinesfalls an der Heizung oder an der Sonne. Das Fixiermittel sorgt dafür, dass die Farbe des Leders erhalten bleibt.
Welche Schuhe passen zur Trachtenlederhose? Ideal sind Haferlschuhe, die Sie an der rustikalen Form erkennen. Derbe, griffige Sohlen und seitliche Schnallen oder Schnürungen sind typische Details. Haferlschuhe sind die stilechte Lösung für einen authentischen Trachtenlook. Möglich ist aber auch eine Kombination mit Boots oder anderen Schnürschuhen.
Elegante Herrenschuhe sind ein NoGo, darauf sollten Sie unbedingt verzichten. Mit Turnschuhen, Sneakers oder Chucks sieht es ein wenig anders aus. Dann ist der Stil zwar nicht perfekt, für junge Männer ist aber die Kombination durchaus tragbar. Auch in diesem Fall sollten die Schuhe farblich zum restlichen Outfit passen, damit optisch kein zu großer Bruch entsteht. Sandalen lassen Sie besser im Schuhschrank, wenn Sie einen halbwegs guten Eindruck hinterlassen möchten!
Trachtenstrümpfe, auch als Loferl bekannt, gehören zu den wichtigsten Accessoires in der Trachtenmode. Welche Strümpfe Sie zur Trachtenlederhose tragen, sagt viel über Ihr Stilbewusstsein aus. Perfekt sind handgestrickte Strümpfe oder zumindest in Handstrickoptik, die sich maschinell gut herstellen lässt. Eingestrickte Lochmuster, Rauten und Zöpfe lockern das Design auf.
Farblich reicht die Palette von Weiß, Natur- und Beigetönen bis zu Nuancen in Braun oder Grau. Damit die Kombination aus Loferln und Haferlschuhen optimal zur Geltung kommt, achten Sie auf die Länge der Strümpfe. Zur kurzen Lederhose passen kürzere oder geschoppte Strümpfe. Zur Kniebundhose tragen Sie entweder geschoppte Loferl oder Strümpfe bis übers Knie, die dann unter der Hose verschwinden.
Welche Accessoires passen zur Lederhose? Das Charivari spielt eine Hauptrolle bei den Accessoires. Kein Muss, aber ein dekorativer Blickfang! Dabei handelt es sich um eine Schmuckkette, die über dem Hosentürl der Lederhose getragen wird. Ursprünglich waren Charivaris vermutlich Ketten, an denen die Taschenuhr befestigt war.
Grundbestandteil ist massives Silber, am Charivari hängen diverse schmückende Objekte, zum Beispiel Trophäen von erlegten Tieren. Keine Sorge, dafür müssen Sie nicht auf die Jagd gehen. Reißzähne, Greifvogelkrallen und Geweihteile gibt es als hervorragende Imitationen und als Metallguss. Sehr schön wirken auch anhängende Silbermünzen.
Welchen Gürtel können Sie zur Trachtenhose tragen? Der Gürtel wirkt besonders gut, wenn er aus dem gleichen Leder wie die Hose hergestellt ist. Ein rustikales Design mit deutlichen Steppnähten unterstreicht das originelle Erscheinungsbild. Eine moderne Optik schadet nicht, er sollte aber stilistisch zum Trachtenlook passen.
Die Gürtelschnalle ist ein entscheidendes Kennzeichen. Silberne oder gehämmerte Gürtelschließen mit urigen Motiven oder Wappen machen sich hervorragend.
Die Herstellung einer hochwertigen Lederhose benötigt viel Handarbeit. Das beginnt bereits mit der Gerbung des Leders. Die Chromgerbung mit reichlich Chemikalien erfolgt maschinell und dauert nur wenige Tage. Hochwertiges Leder wird dagegen sämisch gegerbt. Darunter versteht man ein Verfahren, das Fachwissen erfordert und mehrere Wochen beansprucht. Statt Chemie funktioniert die Methode mit Gerbstoffen in Form von oxidierbaren Fetten. Tran kommt ebenfalls zum Einsatz. Eine weitere Möglichkeit ist die Gerbung und Einfärbung des Leders mit Asche. Das Endprodukt ist eine "geäschte" Lederhose, zu erkennen an der Optik und am leicht rauchigen Geruch.
Bei der Fertigung der Lederhose sind spezielle Nähtechniken erforderlich. Die typischen Merkmale wie Tellernaht, Säcklernaht und Kedernaht sind nur von Hand perfekt machbar. Auch beim Einsetzen des Zwickels und bei der Messertasche ist handwerkliche Schneiderkunst notwendig. Das Ergebnis ist eine Lederhose, die sich durch eine perfekte Passform und eine extrem lange Haltbarkeit auszeichnet. Es heißt nicht umsonst: Eine gute Trachtenlederhose ist eine Anschaffung für das ganze Leben!